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Gewaltfreie Kommunikation

Die Gewaltfreie Kommunikation ist nicht in erster Linie eine Deeskalationsmethode. Sie ist eher eine längerfristige Methode zur besseren Verständigung und zur Steigerung der sozialen Fähigkeiten der Menschen und damit eine Präventionsmaßnahme.

In der gewaltfreien Kommunikation haben wir eine bestimmte Sicht, warum es in Kommunikationssituationen schief geht. Wir untersuchen, welche Sprachelemente Gewalt fördern und welche die Gewalt mindern.

Gewaltfördernde Elemente sind all die Sprachanteile, die beim anderen Frustration, Enttäuschung, Druck, negative Aggression, Widerstand, Schuld, Scham oder Angst auslösen.

Durch diese Sprachanteile sind die Bedürfnisse des Hörers nicht befriedigt  - und wenn Bedürfnisse nicht befriedigt sind, besonders über lange Zeit, so erhöht sich der Druck und die Aggression, die sich auch zum Teil gegen Unbeteiligte entlädt.

Diese lebensentfremdende Sprache ist gekennzeichnet durch:

  • moralische Urteile
  • Urteile darüber was richtig und falsch ist, gesund und krank angemessen oder unangemessen
  • Analysen, Vorurteile  
  • Verantwortung leugnen - die Ursache liegt beim anderen
  • Forderungen
  • Lob oder Strafe verdienen
  • Denkweisen, die uns Schlechtigkeit, Mangelhaftigkeit und die Notwendigkeit einer Erziehung vermitteln
  • Bilder von Erzogensein und Gebildetsein

Insbesondere benutzen wir in dieser Sprache vier so genannte Erziehungsmittel, von denen wir uns erhoffen, dass Menschen sich so verhalten, wie wir das erwarten:

  • Schuld: Wir weisen Menschen nach, was sie falsch gemacht haben
  • Scham: Wir weisen Menschen nach, was mit ihnen falsch ist
  • Strafe - Drohung - Rache
  • Belohnung

Wir gehen auch davon aus, dass, in dem Moment, wo wir gewalthafte Anteile in unserer Sprache haben, wir nicht mit unseren Bedürfnissen, also dem was wir dringend brauchen, in Verbindung sind. Wir sind eher außer uns.

Gewaltsprache ist eine Behelfs -Sprache. Der Sprecher will eigentlich etwas anderes ausdrücken. So gesehen ist Gewalt der tragische Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses.

Gewaltfreie Kommunikation ist eine Kommunikationsmethode, die in zunächst einfach aussehenden vier Schritten kommuniziert. Sie ist gleichzeitig eine bestimmte Weise, Sprache und Handlungen im Sinne von Gefühlen und Bedürfnissen zu deuten. Sie hat damit ein eigenes Deutungssystem, in dem den Menschen sinnvolle Handlungsmotive unterstellt werden, die sie mehr oder weniger sinnvoll in die Tat umsetzen konnten. Die gewaltfreie Kommunikation lehrt uns, so zu sprechen, dass die Bedürfnisse des anderen nicht verletzt werden. Elemente dieser Sprache sind Respekt, Wertschätzung, Emphatie, Zugewandtheit usw.

Dabei sind folgende Grundannahmen von besonderer Bedeutung:

  • Alles was Menschen tun, ist der mehr oder weniger gelungene Versuch, Bedürfnisse zu erfüllen.
  • In der gewaltfreien Kommunikation ist es uns wichtig, dass die Bedürfnisse aller Seiten berücksichtigt und so weit es geht, befriedigt werden.

  • Menschen handeln in erster Linie für sich und nicht gegen andere. Wir sehen in der Handlung des anderen im wesentlichen eine Aussage über sich selbst. Oder: alles was Menschen uns an den Kopf werfen, hören wir nicht als gegen uns, sondern als eine Botschaft über die Gefühle und Bedürfnisse des Sprechers.

  • Menschen sind grundsätzlich an guten Verbindungen interessiert und sie tun nichts lieber, als zum Leben beizutragen.  

Wir unterscheiden Bedürfnisse von der Art und Weise wie sie erfüllt werden. Wer für seine Bedürfnisbefriedigung nur wenige Wahlmöglichkeiten hat, läuft Gefahr, genau die Mittel zu verwenden, die sein eigenes Bedürfnis und das Bedürfnis des Gegenübers nicht erfüllen. Soziales Lernen bedeutet in diesem Zusammenhang, die angemessenen Strategien zur Erfüllung der Bedürfnisse zu finden. Nicht die Bedürfnisse sind unangemessen, sondern möglicherweise die Strategie.

Die vier Schritte:

Selbsteinfühlung:
Klar ausdrücken, wie es mir geht -
ohne Kritik, Vorwurf oder Forderung

Einfühlung in den anderen.
Einfühlsam wahrnehmen, wie es meinem Gegenüber geht -
ohne Kritik, Vorwurf oder Forderung zu hören

1. Situation, Auslöser, Beobachtung
    Wenn ich sehe/höre/erlebe ...

1. Situation, Auslöser, Beobachtung
    Wenn du siehst/hörst/wahrnimmst...

2. Gefühl
... dann fühle ich mich ...

2. Gefühl
    Fühlst du dich dann .../bist du dann ...

3. Bedürfnis
... weil ich ... brauche. ... weil ich das Bedürfnis nach ... habe.

3. Bedürfnis
    weil du ... brauchst? weil du das Bedürfnis nach ... hast?

4. Bitte
    Deshalb bitte ich dich, ... Deshalb hätte ich gerne, dass ...

4. Bitte
    Und möchtest du gerne ...? Hättest du jetzt gerne, dass ...?

Der Sinn dieser vier Schritte: Durch die Selbsteinfühlung finden wir unser eigenes Bedürfnis heraus und durch die Einfühlung in den anderen finden wir das Bedürfnis des anderen heraus. Im vierten Schritt äußern wir verhandelbare Bitten, was uns ermöglichen soll, aus verschiedenen Strategien die zu finden, die die Bedürfnisse beider Seiten befriedigt.

Dieser Weg erfordert Übung und auch etwas Mut, sich dem anderen zu öffnen und ihm auch ein Gespräch über Gefühle und Bedürfnisse zuzutrauen.

Klaus-Dieter Gens
Trainer für Gewaltfreie Kommunikation, Supervisor, NLP-Trainer und Coach

Die längere Fassung dieses Vortrages finden Sie unter dem Menüpunkt Artikel